Im November wird alljährlich der St. Martinstag als Festtag des Heiligen Martin von Tours, der in Mitteleuropa von zahlreichen Bräuchen geprägt ist, gefeiert. Nach altem Brauch findet in dieser Zeit auch das traditionelle Ganslessen statt. Das Nachbarschaftszentrum Café Jakomini hat auch heuer wieder am Freitag, den 11. November im Rahmen unserer Kocherei einen Martinigansl-Kochnachmittag mit anschließendem Festmahl veranstaltet. In Österreich wird die Martinigans traditionell mit Rotkraut und Erdäpfelknödel gegessen und so haben auch wir in mehr als vierstündiger Kocherei dieses Festmahl für unsere Gäste zubereitet.
Zur Entstehungsgeschichte des St. Martinstag ranken sich zahlreiche Legenden: Eine davon ist, dass das Volk von Tours (eine französische Stadt, die an der Loire, zwischen Orléans und der Atlantikküste, liegt) gegen den Willen von Martin und trotz Vorbehalts des Klerus darauf drängte, ihn zum Bischof zu weihen. Durch seinen asketischen und bescheiden Lebensstil hielt er sich für solch eine große Verantwortung aber unwürdig. Er versteckte sich deshalb in einem Gänsestall. Die Gänse schnatterten aber so aufgeregt, dass Martin gefunden wurde und geweiht werden konnte. Eine andere Legende erzählt, dass die Bürger von Tours zu einer List griffen: Ein Großbauer sei zu Martins Versteck gegangen und habe diesen gebeten, seine kranke Frau zu besuchen. Der hilfsbereite Martin begleitete den Bauer nach Hause und sah jedoch so schmutzig aus als habe er eine Zeit lang in einem Gänsestall gelebt. Eine weitere Geschichte wiederum überliefert, dass eine schnatternde Gänseschar in den Kirchenraum gewatschelt sei und dabei Bischof Martin bei seiner Predigt gestört habe. Sie seien darum eingefangen worden und zu einer Mahlzeit verarbeitet worden.
Legenden hin und Legenden her, wir finden das Martiniganslessen ist eine schöne Gelegenheit dieses Festessen gemeinsam zu begehen – nicht im Gasthaus oder Restaurant sondern in nachbarschaftlicher Atmosphäre, sodass jeder daran teilnehmen kann. Die gemeinsame Kocherei ist zwar eine gehörige Herausforderung gewesen, werkelten wir doch gemeinsam über vier Stunden an der Vorbereitung dieses Festessens. Umso schöner war es dann, dass wir zum Schluss der Kocherei die fertig gebratene Martinigans in gemeinschaftlicher Atmosphäre verzehren konnten. Und glaubt uns das mal einfach: Das Martinigansl hat noch viel besser geschmeckt als im Gasthaus, denn wir haben viel Schweiß (im wahrsten Sinne des Wortes) in die Aufbereitung gesteckt. Einfach lecker. Einfach schön. Einfach gute Nachbarschaft.